Maßnahmen für Kommunen
Kommunen können einen großen Beitrag dazu leisten die Region lebendiger, artenreicher und vielfältiger zu gestalten. Fast alle kommunalen Aktivitäten beeinflussen in verschiedener Art und Weise die biologische Vielfalt so z.B. Stadtentwicklungsmaßnahmen, Baumaßnahen oder die Arbeit der Bauhöfe. Letztere übernehmen u.a. die Pflege von Rasen- und Wiesenflächen, Hecken, Bäumen, Straßenrändern, Verkehrsinseln, Parkanlagen sowie weiteren Grünflächen und können somit aktiv Umsetzungsmaßnahmen verwirklichen.
Eine effiziente und ökologisch wirkungsvolle Naturschutzarbeit ist u.a. davon abhängig, dass sie auf möglichst vielen Flächen (seien sie noch so klein) realisiert wird. Folgend sind auch die Flächen aus kommunalem Eigentum wichtig, um dem Artensterben entgegenzuwirken und neue Lebensräume - besonders für Insekten- mit naturschutzfachlichen Maßnahmen zu schaffen. Diese vielfältigen und wertvollen Flächen sind zudem ein Aushängeschild Ihrer Kommune, denn sie zeigen Verantwortung und Einsatz für den Erhalt der Biodiversität und steigern ganz nebenbei die Lebensqualität im eigenen Ort.
- Grundsätze
- Maßnahmen im Überblick
- Rahmenbedingungen
- Fördermöglichkeiten
- Beispielprojekte
- Weitere Informationen
- Ansprechpartner
Es gibt eine Vielzahl an Maßnahmen, welche Kommunen für mehr Artenvielfalt umsetzen können. Doch welche davon sind ohne großen Aufwand umzusetzen und vor allem wie? In den Grundsätzen für mehr Artenvielfalt und Naturschutz in ihrer Kommune finden Sie einige einfache Maßnahmen. Dazu gehört z.B., dass beim Kauf von Blumenerde auf ein torffreies Substrat geachtet wird oder für Bepflanzungen heimische bzw. gebietseigene (Blüh-)Pflanzenarten ausgewählt werden. Auch der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und Dünger bei der Pflege stellen erste und wichtige Schritte dar. Im Folgenden sollen ausgewählte Maßnahmen noch etwas genauer erläutert und Handlungsempfehlungen aufgezeigt werden.
Langfristige Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt können auch auf landwirtschaftlich genutzten Flächen umgesetzt werden, welche sich im kommunalen Eigentum befinden. Im Dialog mit Pächterinnen und Pächtern kann beispielsweise eine naturschonende Bewirtschaftung erarbeitet und in den entsprechenden Pachtverträgen festgelegt werden. Mögliche Beispiele sind Vereinbarungen zum Pestizidverzicht oder zum Anlegen von Ackerrandstreifen mit verschiedenen Wildblumen.
© 2019 Fairpachten
Das Projekt "Fairpachten" bietet dazu ein kostenloses Beratungs- und Informationsangebot und richtet sich an alle, die eine landwirtschaftliche Fläche verpachten:
Kommunen und Gebietskörperschaften
Bürgermeisterinnen und Bürgermeister
Ratsfraktionen und kommunale Angestellte
Interessierte Bürgerinnen und Bürger
Fairpachten 2 Ziele
Ziel von "Fairpachten"ist es, Verpächterinnen und Verpächter über geeignete Naturschutzmaßnahmen auf Ihren Flächen zu beraten und zu erläutern, was deren Umsetzung in der Praxis bedeutet. Die Wünsche der Verpächterinnen und Verpächter sowie die örtlichen Gegebenheiten stehen dabei im Zentrum der angebotenen Beratung. Außerdem erhalten Sie passende Vertragsvorlagen und bekommen Hinweise zu bestehenden Fördermöglichkeiten. Auf dieser Grundlage können gemeinsam Maßnahmen für mehr Artenvielfalt vereinbart werden. "Fairpachten" ist ein Projekt der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe.
Genauere Informationen zum Beratungsangebot "Fairpachten" finden Sie hier.
Achten Sie beim Kauf von Pflanzen für Blumenrabatten, Staudenbeete oder Kübelbepflanzungen auf möglichst einheimische bzw. gebietseigene Pflanzenarten, setzen Sie auf eine naturnahe Gestaltung und berücksichtigen Sie die Standortbedingungen. Prüfen Sie die Herkunfts- und Artangaben auf den Töpfen und Verpackungen. Achten Sie unbedingt darauf keine fremdländischen Arten anzupflanzen. Ebenso sollte bei Stauden, Sträuchern und weiteren Gehölzen auf gebietseigene Arten zurückgegriffen werden. Erkundigen Sie sich dafür am besten bei Ihren regionalen Gärtnereien und Baumschulen. Gleiches gilt auch für die Beschaffung von Saatgut für Blühflächen. Zur Beschaffung von gebietseigenem Saat- und Mahdgut für Ihre Blühwiese erkundigen Sie sich bei Ihrem Naturschutzzentrum oder bei den regionalen Landschaftspflegeverbänden.
Planen Sie am besten Ihre Bepflanzung für mehrere Jahreszeiten im Voraus und verwenden Sie Pflanzenzusammenstellungen mit verschiedenen Blühzeitpunkten. Mit der Verwendung von mehrjährigen Stauden können Sie zudem auf jährliche oder jahreszeitliche Neubepflanzungen verzichten. Naturnahe Bepflanzung mit einheimischen Arten werden häufig auch privaten Gärtnereien oder Landschaftsgestaltern angeboten. Unter "Weitere Informationen" finden Sie nützliche Links zu den Themen Bepflanzung, Saatgut und gebietseigene Arten.
Viele bestehende Grünflächen, egal ob kommunal, privat oder auf Firmengrund, bieten sich für die Anlage einer Blühfläche an. Diese dienen als Lebensraum und Nahrungsquellen für Insekten sowie weiteren Tieren und sind ganz nebenbei schön anzuschauen.
Worauf kommt es beim Mähen an?
Mahdzeitpunkt und Mahdhäufigkeit
Oft reicht es 1-2 mal im Jahr auf Wiesen und Randstreifen eine Mahd durchzuführen, abhängig von Standort und Entwicklung. Von einem kürzeren Mahdrhythmus profitiert die Artenvielfalt weiniger. Allgemein kann sich an die angegebenen Mahdhäufigkeiten abhängig vom Nährstoffgehalts des Standortes unter "Pflege der Blühwiese" orientiert werden. Bei der Wahl des richtigen Mahdzeitpunkts (frühestens im Juni und optimaler im Zeitraum bis September) ist darauf zu achten, dass die Kräuter und Blumen eine Chance bekommen auszusamen. Zudem kann beispielsweise die Grasdominanz durch eine Mahd vor der Gräserblüte eingeschränkt werden.
Mahdgut von der Fläche entfernen - auf Mulchen verzichten
Artenreichtum ist oft auf nährstoffarmen Flächen vorhanden. Um diesen zu erreichen, dürfen keine zusätzlichen Nährstoffe auf der Fläche eingetragen werden. Das Mahdgut sollte daher nach ca. 1-3 Tagen Verbleibezeit von der Fläche entfernt werden. Dieses kurzzeitige Belassen des Schnittgutes (flächig oder geschwadet) dient dazu, Insekten die Möglichkeit zu geben auf einen anderen ungemähten Flächenbereich "umzuziehen" und dass während der Liegezeit die Pflanzensamen auf den Boden fallen können (Selbstaussaat).
Auch das oft angewandte Mulchen ist nicht förderlich für die Schaffung von artenreichen Flächen. Dieses Verfahren tötet nicht nur viele Insekten, es führt auch durch den Verbleib der kleingeschnittenen Biomasse auf der Fläche zu einer schnellen Nährstoffanreicherung. Von diesem natürlichen Dünger profitieren häufig schnell wachsende Pflanzen wie z.B. Löwenzahn und einige Gräser- die Artenzahl verarmt. Denn diese Pflanzen rauben anderen insektenfreundlicheren Arten das Licht zum Wachsen. Verzichtet man auf das Mulchen, so müssen Ränder weniger oft bearbeitet werden und wird das Mahdgut von der Fläche entfernt, so können mehr Blumen und Kräuter, welche an magere Böden angepasst sind, gedeihen. Von diesen wiederum profitieren auch mehr Insekten.
Abschnittsweise Mähen
Um den Tieren - besonders den Insekten keine "ausgeräumte" Wiese nach der Mahd zu hinterlassen, ist es sinnvoll nach Möglichkeit wechselnde Flächenabschnitte (max. 1/3 der Fläche) ungemäht zu belassen. Bleiben kleine Inseln oder Streifen mit höherem Bewuchs bei der Mahd bestehen, so dienen diese weiterhin der Nahrungssuche bzw. als Nahrungsquellen und bieten lebenswichtige Deckungs- und Überwinterungsmöglichkeiten. Der belassene Flächenabschnitt soll dann zu einem späteren Mahdzeitpunkt gepflegt und dafür im rotierenden Wechsel eine andere kleine "Brachfläche" belassen werden.
Die richtigen Gerätschaften
Geeignete Gerätschaften zum Mähen sind Handsensen und Balkenmäher, da diese schneidende Mähwerkzeuge und keine rotierenden Mähwerkzeuge besitzen. Da der Schnitt bei schneidenden Mähwerkzeugen in der Horizontalen erfolgt, bleiben Insekten oberhalb und unterhalb der Schnittebene unbeschadet. Dabei ist generell darauf zu achten, dass nicht zu kurz gemäht wird. Als Orientierung sollte ca. eine Handbreite über der Erde gemäht werden (ca. 10 cm). Falls bei Ihnen nicht die notwendige Technik zum Mähen oder Abtransportieren des Mahdgutes vorhanden ist, können Sie sich bei den Landschaftspflegeverbänden oder Naturschutzzentren in Ihrer Umgebung erkundigen oder über eine Neubeschaffungen z.B. unter Nutzung von Fördermöglichkeiten nachdenken.
Insektenfreundliche Mahd am Straßenrand
Häufig befinden sich am Straßenrand ungenutzte Grünflächen oder - streifen, welche auch eine ökologische Aufwertung erfahren können. Eine Unterteilung in intensive und extensive Mahdbereiche und die Schaffung von Blühflächen bietet sich dafür an.
Der intensive Pflegebereich befindet sich direkt an der Straße und muss wie gehabt regelmäßig gemäht werden (min. 2-3 Mal im Jahr), sodass freie Sicht gegeben ist und Wasser bei Starkregen von der Straße ablaufen kann. Die Verkehrssicherung ist hier übergeordnet.
Der daran angrenzende aber weiter von der Straße entfernte extensive Pflegebereich kann dann wie bereits oben beschrieben ökologisch bewirtschaftet werden. In diesem Bereich wird die Mahdhäufigkeit stark reduziert und das Schnittgut beräumt. Auch hier können nach Möglichkeit wechselnde Flächenabschnitte belassen werden und erst im nächsten Jahr gemäht werden. Dies bietet sich besonders an Böschungen an und schafft insektenfreundliche Flächen.
Hinzuweisen ist auch hier, dass möglichst auf das Mulchen verzichtet werden soll, da dieses wie oben erwähnt, für einen zusätzlichen Nährstoffeintrag im Boden sorgt, welcher wiederum den Artenreichtum einschränkt. Außerdem werden durch das Mulchen zahlreiche Insekten getötet.