03733-5629-0  Am Sauwald 1 / 09487 Schlettau / OT Dörfel

Informations- und Aufklärungsreihe

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Die Biodiversitätskrise ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Der Erhalt natürlicher Lebensgrundlagen ist ein entscheidendes Kriterium für die Lebensqualität nachfolgender Generationen.

Deshalb setzt das Naturschutzzentrum Erzgebirge 2024 in seiner Öffentlichkeitsarbeit den Schwerpunkt auf die informative Wissensvermittlung im Bereich Arten- und Biotopschutz. Denn getreu dem Motto „Nur was man kennt, kann man schützen“ wollen wir mehr Akzeptanz für den Schutz der biologischen Vielfalt in der Bevölkerung, unter den Landnutzern und anderen Interessenvertretungen erreichen.

Im Zeitraum Januar bis Dezember 2024 finden monatlich je 2 Informationsveranstaltungen zum Themenschwerpunkt Arten- und Lebensraumschutz in Form von Vorträgen oder Exkursionen statt. Wir möchten Interessierten einige im Erzgebirgskreis beheimatete, gefährdete Tier- und Pflanzenarten sowie deren Lebensräume und Habitate vorstellen. Unser Anliegen ist, auf deren drängenden Erhalt und auch auf die teilweise bereits notwendige Wiederherstellung dieser Natur-Schutzgüter aufmerksam zu machen.

Alle Veranstaltungen sind kostenfrei. Anmeldung ist erforderlich.

Hinweise zur Anmeldung

Bitte melden Sie sich verbindlich an. Hinterlassen Sie Name, Anzahl der Personen und eine Mailadresse oder Telefonnummer, unter der wir Sie im Falle des Ausfalls/ Verschiebens der Veranstaltung kurzfristig erreichen können. Vielen Dank!

Vorzugsweise Anmeldung per Mail unter zentrale@nsz-erz.de

Anmeldung per Telefon unter 03733 5629-12 (7-12 Uhr, ohne Donnerstag) oder 03733 5629-0 (Anrufbeantworter)

Informations- und Aufklärungsreihe zu ausgewählten Natur-Schutzgütern und biologischer Vielfalt im Erzgebirgskreis 2024

Veranstaltungen 2024

Freitag, 14. Juni 2024 Moorkundlicher Spaziergang „Moore im Erzgebirge - Lebensraum für spezialisierte Arten"

Treffpunkt: Parkplatz an der (Drei)Brückenstraße 53 (am Ortsausgang Kühnhaide Richtung B 174) in 09496 Marienberg, OT Kühnhaide

Exkursionsleiterin: Anke Haupt, Naturpark Erzgebirge/ Vogtland

Beginn: 15 Uhr

Dauer: ca. 2-3 Stunden

Strecke: 2,2 km

Moore sind Lebensräume mit extremen Lebensbedingungen. Einige Arten haben sich dennoch an die nährstoffarmen und sauren Bodenverhältnisse auf interessante Weise angepasst. Moor-Lebensräume spielen zudem eine Schlüsselrolle im Landschaftswasserhaushalt oder wirken als CO2-Senke. Leider sind die Moore auf dem Erzgebirgskamm - wie anderswo auch - vielfältigen Gefährdungen ausgesetzt. Die sach- und ortkundige Naturpark-Fachberaterin führt uns über den Moorlehrpfad Stengelhaide und gewährt einen Einblick in das interessante Wirkgefüge im Ökosystem Moor.

Witterungsgemäße Kleidung, festes Schuhwerk und Trittsicherheit sind insbesondere bei feuchtem Wetter erforderlich.

Begrenzte Teilnehmerzahl, daher verbindliche Anmeldung im Naturschutzzentrum erforderlich.

Achtung! Bei Gewitter, Sturm oder Unwetterwarnung muss die Veranstaltung ggf. verschoben werden. Kurzfristige Informationen dazu erhalten Sie unter der Telefonnummer 01517 0798954.

Link zur Anreise

Foto: Ines Schürer

Donnerstag, 18. Juli 2024 Naturkundliche Wanderung „Natura 2000 und seine praktische Umsetzung im Zechengrund bei Oberwiesenthal"

Exkursionsleiter: Ines Schürer und Stefan Siegel (Naturschutzzentrum Erzgebirge gGmbH)

Beginn: 16 Uhr

Dauer: ca. 2-3 Stunden

Strecke: je nach Streckenverlauf ca. 1,5-2 km; mit An- und Abstiegen

Im Zechengrund bei Oberwiesenthal gab es schon vor über 100 Jahren erste Schutzbemühungen, denn hier kamen und kommen immer noch zahlreiche botanische und auch zoologische Kostbarkeiten vor. Heute ist das Gebiet nicht nur Teil eines größeren Naturschutzgebietes sondern auch Teil des europäischen Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebietes „Fichtelbergwiesen“, in dem z.B. die Lebensraumtypen Berg-Mähwiese, Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden geschützt sind. Diese benötigen für ihren Erhalt eine angepasste, naturschutzgerechte Wiesenpflege. Im Rahmen der naturkundlichen Wanderung sollen Arten und Naturschutzmaßnahmen vorgestellt werden.

Begrenzte Teilnehmerzahl, daher verbindliche Anmeldung im Naturschutzzentrumerforderlich. Der genaue Treffpunkt wird bei Anmeldung bekanntgegeben.

Festes Schuhwerk und witterungsgemäße Kleidung sind ratsam. Achtung! Bei Unwetterwarnung, Sturm oder sehr starken Regen muss die Veranstaltung ggf. verschoben werden. Kurzfristige Informationen dazu erhalten Sie unter der Telefonnummer 01517 0798954.

Donnerstag, 1. August 2024 Naturkundliche Wanderung „Die Bergwiesen um Rübenau"

Exkursionsleiter: Kay Meister (Verein Miriquidica e.V. Rübenau) und Annette Hübner (Lebensräume verbinden-Naturschutzgroßprojekt Erzgebirgskreis)

Beginn: 16 Uhr

Dauer: ca. 3 Stunden

Strecke: ca. 4 km

Rübenau - in der Kammlage des Erzgebirges - ist die größte Streusiedlung Sachsens. Hier gibt es sie noch, die kräuterreichen und bunten Bergwiesen, ganz oft in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Häusern. Entlang des „Erzgebirgischen Naturlehrpfades Rübenau“ erfahren Sie, welche vielfältige Rolle früher die Bergwiesenpflanzen im Leben der Bevölkerung gespielt haben. Und warum es gerade heute wichtig ist, diesen Schatz zu bewahren und zu pflegen. Informationen zum Naturschutzgroßprojekt sollen dies unterstreichen.

Begrenzte Teilnehmerzahl, daher verbindliche Anmeldung im Naturschutzzentrumerforderlich. Der genaue Treffpunkt wird bei Anmeldung bekanntgegeben.

Festes Schuhwerk und witterungsgemäße Kleidung sind ratsam.

Achtung! Bei Unwetterwarnung, Sturm oder sehr starken Regen muss die Veranstaltung ggf. verschoben werden. Kurzfristige Informationen dazu erhalten Sie unter der Telefonnummer 01517 0798954.

Mittwoch, 7. August 2024 Nichtöffentliche Veranstaltung (Fachvortrag, Technikpräsentation und Fachexkursion) "Bunte Wiesen brauchen Pflege"

Ort: Seminarraum und Landschaftspflegehof im Naturschutzzentrum Erzgebirge in 09487 Schlettau, OT Dörfel sowie Naturschutz-Pflegeflächen im Umfeld

Referenten: Stefan Siegel sowie Mitarbeiter der Landschaftspflege (Naturschutzzentrum Erzgebirge gGmbH)

Beginn: 13 Uhr

Ende: ca. 16 Uhr

Keine öffentliche Veranstaltung! Begrenzte Teilnehmerzahl auf Einladung. Darüber hinaus ist eine Teilnahme bei Interesse auf Anfrage möglich.

Die Veranstaltung beinhaltet neben allgemeinen Informationen zur Naturschutzwiesenpflege im Rahmen eines Vortrages auch die Vorstellung geeigneter Pflegetechnik auf dem Landschaftspflegehof des Naturschutzzentrums durch Mitarbeiter des Bereiches Landschaftspflege. Eine Demonstration der insektenfreundlichen Pflege von Wiesen mittels geeigneter Technik soll den Theorieteil praktisch veranschaulichen. Die verschiedene Pflegeverfahren von der Mahd bis zur Beräumung werden im Praxiseinsatz präsentiert

Auf einer anschließenden Exkursion werden verschiedene Pflegeflächen des Naturschutzzentrums im Umfeld vorgestellt. Informationen zum Erhalt von Berg-Mähwiesen als europaweit bedeutsamer Lebensraumtyp und allgemein zum Schutzgebietsnetz Natura 2000 runden die Veranstaltung ab.

Die Veranstaltung richtet sich vordergründig an Bauhofmitarbeiter, Gemeindevertreter, Behördenmitarbeiter, Mitarbeiter von Straßen- und Flussmeistereien.

Witterungsgemäße Kleidung ratsam.

Dienstag, 20. August 2024 Nichtöffentliche Veranstaltung (Vorträge, Fachaustausch, Technikpräsentation und Fachexkursion) "Der Abbiss-Scheckenfalter - wieder zurück im Erzgebirgskreis"

Ort: Seminarraum und Landschaftspflegehof im Naturschutzzentrum Erzgebirge in 09487 Schlettau, OT Dörfel sowie Naturschutz-Pflegeflächen im NSG „Hermannsdorfer Wiesen“ zwischen Geyer und Elterlein

Referenten: Steffen Thoß (LfULG, Förder- und Fortbildungszentrum Zwickau), Stefan Siegel, Jürgen Teucher sowie Mitarbeiter der Landschaftspflege (Naturschutzzentrum Erzgebirge gGmbH)

Beginn: 10 Uhr

Ende: ca. 15.30 Uhr

Keine öffentliche Veranstaltung! Begrenzte Teilnehmerzahl auf Einladung. Darüber hinaus ist eine Teilnahme bei Interesse auf Anfrage möglich.

Die Veranstaltung beginnt mit zwei Fachvorträgen, die neben umfangreichen Informationen zum Abbiss-Scheckenfalter (Vorkommen, Lebensweise, Habitatansprüche, Abhängigkeiten vom Wiesenpflegeregime) auch die Vorstellung bislang durchgeführter Wiederansiedlungsmaßnahmen für die geschützte Falterart im Erzgebirgskreis zum Inhalt haben. Im Anschluss kann auf dem Landschaftspflegehof geeignete Mahdtechnik in Augenschein genommen werden, die bei der Habitatpflege zum Einsatz kommt.

Es soll Raum und Zeit für gemeinsame Diskussion und Fachaustausch zu den Wiederansiedlungsmaßnahmen und zu den Habitatpflegemaßnahmen sein.

Konkret vor Ort werden die Scheckenfalterhabitate im Wiederansiedlungsgebiet NSG „Hermannsdorfer Wiesen“ vorgestellt sowie Gespinste und Raupenstadien (soweit vorhanden) präsentiert. Die Teilnehmer erhalten Information zu den Umsetzungsmaßnahmen und zur abgestimmten Habitatpflege im NSG.

Die Veranstaltung richtet sich vordergründig an Naturschutzakteure, Ehrenamtler, Naturschutzvereine und -verbände, Mitarbeiter von Behörden usw.

Witterungsgemäße Kleidung ratsam.


Veranstaltungsrückblick 2024

Mittwoch, 7. Februar 2024 Vortrag „Mehr Artenschutz im Siedlungsraum“

Referent: Dr. Matthias Nuß (Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden)

Zu diesen Vortrag kamen 32 Teilnehmer, die ein breites Spektrum aus interessierten Privatpersonen, Naturschutzakteuren und Mitarbeitern von Kommunen und Landkreis repräsentierten.

„Mehr Raum und Zeit für Insekten“ – unter diesem Motto steht das iNUVERSUMM-Projekt, welches Dr. Nuß zu Beginn seines Vortrages vorstellte. Es handelt sich dabei um ein sachsenweites Projekt, welches das Thema Insekten und Biodiversität im Siedlungsraum zum Inhalt hat und verschiedene Aktiviäten auf privater und kommunaler Ebene iniitiert und unterstützt. Die Projektpartner bieten Beratung und Unterstützung vor Ort an.

Lokaler Projektpartner des iNUVERSUMM-Projektes:

Frau Buchau vom Landschaftspflegeverband (LPV) „Mittleres Erzgebirge“ stellte sich als lokaler Projektpartner des iNUVERSUMM-Projektes für den Erzgebirgskreis vor. Der LPV bietet Hilfe bei der Umsetzung verschiedenen Maßnahmen an und gab einen kurzen Überblick über bestehende Fördermöglichkeiten (im privaten Garten eher begrenzt).

►Beratungskontakt:

Landschaftspflegeverband (LPV) „Mittleres Erzgebirge“ e.V.

Am Sportplatz 14, 09456 Mildenau

Claudia Buchau, Tel.: 03733 – 596770, Mail: info@lpvme.de

Dr. Nuß verwies auf die interaktiven Sachsenkarte auf der Projekt-Website, in der die verschiedenen Lebensräume für Insekten in Sachsen bzw. lokale Aktivitäten zum Insektenschutz aufgerufen werden können. Jeder kann „Sein iNUVERSUMM“ anlegen und damit das Projekt mit (Insekten)Leben füllen, indem er seinen eigenen Insektenlebensraum meldet. Dieser Eintrag, der in der interaktiven Karte verortet wird, kann mit Fotos, Blog-Einträgen und Artenlisten ergänzt werden.

Nachfolgend ging Dr. Nuß auf die Auswirkungen von Bewirtschaftungs-Änderungen auf wenig genutztem Grün in dem Kommunen ein. In der kommunalen Grünlandpflege kann eine Änderung des Mahdregimes viel bewirken: Verringerung der Schnitthäufigkeit, gestaffelte Mahden, Belassen von einzelnen Wiesenabschnitten sowie der Verzicht auf das Mulchen können einen wesentlichen Beitrag zur Artenvielfalt leisten. Dass sich die Mühen lohnen zeigte Dr. Nuß anschaulich an der Rückkehr von sehr seltenen Arten nach Extensivierung von kommunalem Grün in Dresden und Eilenburg: Stacheltragende Kegelbiene, Blaue Ehrenpreis-Sandbiene und Wegerich-Scheckenfalter sind hier beobachtet worden: „Auch seltene Arten kehren zurück“.

Naturnäheres Grün in der Siedlung ist weiterhin bedeutsam für die Abmilderungen der negativen Effekten im Zusammenhang mit dem Klimawandel (z.B. durch Temperatursenkung und Senkung der Staubbelastung). Hervorzuheben ist hier der Wert der Gehölze, insbesondere der heimischen Gehölze. Sehr eindrucksvoll war diesbezüglich die Gegenüberstellung der Anzahl Insektenarten an einheimischen sowie an gebietsfremden Gehölzgattungen. Dr. Nuss zeigte auch einige Möglichkeiten auf, wie Bürger, Kommunen und Eigentümer etwas für mehr Natur in der Stadt/ Gemeinde tun können: Pflegepatenschaften für Baumscheiben, Änderungen in Bewirtschaftungsverträgen, Fassadenbegrünung, Dachbegrünung, unverfugte Pflasterungen usw.

Hinweis für weiterführende Informationen:

Praxistipps für Wiesen, Gärten und Bäume auf der Website www.iNUVERSUMM.de

Inkl. Download-Bereich (im Aufbau)

Mittwoch, 14. Februar 2024 Vortrag „Fledermäuse an Gebäuden – heimliche Mitbewohner“

Referent: Marko Eigner (Umweltplanung Eigner Chemnitz)

Insgesamt kamen 37 Teilnehmer zu diesem Vortrag, bei dem es schwerpunktmäßig um die an Gebäuden lebenden Fledermaus-Arten im Erzgebirgskreis ging.

Diese Fledermausarten nutzen im Jahreslauf unterschiedliche Gebäudestrukturen als Quartiere. So sind Fledermäuse in Ritzen und Spalten in der Fassade, hinter Fensterläden, Holz- und Schieferverkleidungen, in Kellern, auf Dachböden usw. anzutreffen. Dabei werden alle möglichen Gebäudetypen genutzt von der Scheune über Lagerhallen bis hin zum Einfamilienhaus und Plattenbau. Oftmals bleibt ihre Anwesenheit unbemerkt.

Artnachweise an Quartieren gelingen über Kotspuren oder Sichtbeobachtung. Darüber hinaus kann man fliegende Fledermäuse mittels Detektorkontrolle, Netzfang oder Telemetrie besenderter Tiere nachweisen.

Herr Eigner stellte die imErzgebirgskreis vorkommenden Fledermaus-Arten, die Gebäudestrukturen nutzen, im Einzelnen vor. Von der kleinsten – der erst seit ein paar Jahren als eigenständige Art geführten Mückenfledermaus mit 4 g Körpergewicht (nutzt u.a. Quartiere in Außenfassaden von Gebäuden) – bis hin zur größten – der 40 g schweren „Dachbodenfledermaus“ Großes Mausohr, welche größere Wochenstuben freihängend in Dachböden bildet.

Bedeutsam für das Bergland ist auch die Nordfledermaus, zu deren Verbreitung im Erzgebirge in den letzten Jahren Untersuchungen stattfanden. Die Art hat ihren Schwerpunkt im Raum Zwönitz, Affalter, Thalheim und nutzt z.B. Gebäudespalten in Fassaden- und Kaminverkleidungen als Quartier.

Jeder Art hat ihre eigene, arttypische Ruffrequenz, die mittels Batcorder/ Detektor ermittelt und zugeordnet werden kann. So gelang es erst in neuerer Zeit, die Zwergfledermaus mit Echoortungslauten von 45 kHz von ihrer Zwillingsart, der Mückenfledermaus, die eine Endfrequenz von 55 kHz aufweist, zu unterscheiden.

Die gebäudenutzenden Fledermaus-Arten leiden zunehmen unter Quartiermangel infolge Gebäudesanierung: Ritzen und Spalten verschwinden, Lüftungsschlitze werden mit Gittern versehen usw.. Bei Bauvorhaben sind deshalb oftmals vorherige Untersuchungen (Artenschutzfachbeiträge) möglicher Fledermaus-Vorkommen erforderlich. Im Bedarfsfall müssen geeignete Ersatzquartiere geschaffen werden, z.B. Modelle zum Einbau in die Fassaden oder Spaltenquartiere in geeigneten Fledermauskästen für die Anbringung außen. Es ist eine entsprechende ökologische Baubegleitung während der Bauphase notwendig, damit es nicht zu Fehlern bei Einbau kommt. Herr Eigner hatte einige Fledermauskästen verschiedener Herstellern als Anschauungsbeispiele mitgebracht. Bei Modellen der Fa. Schwegler sind mit Lieferzeiten mit bis zu 2 Jahren zu rechnen, Modelle der Fa. Hasselfeldt sind lieferbar.

Sie möchten etwas tun für Fledermäuse?

Zusätzliche Ersatzquartiere können auch ohne konkrete Bauvorhaben und aus reinem Interesse an den Fledermäusen jederzeit von Privatleuten angeboten werden. Dabei ist auf die Spaltenbreite achten, die arttypisch verschieden ist, aber 2,5 cm nicht überschreiten sollte (einige Bauanleitungen sind diesbezüglich nicht optimal). Ein freier Anflug ist zu gewährleisten. Daneben sollte im Umfeld auf Pestizide o.ä. verzichtet werden und der Garten naturnah gestaltet sein.

Gesetzlicher Schutz der Fledermaus-Arten

Alle Fledermaus-Arten stehen im Anhang IV der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG), einige von ihnen gelten darüber hinaus als Arten von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete eingerichtet werden müssen (sog. FFH-Anhang II-Arten). Im bundesdeutschen Naturschutzrecht sind Fledermäuse gemäß Artikel § 7 als besonders“ und „streng geschützte“ Arten eingestuft.

Damit genießen Fledermäuse und ihre Lebensstätten den höchsten Schutzstatus.

Funde und Quartiere können bei der unteren Naturschutzbehörde des Erzgebirgskreises gemeldet werden. Der gesetzliche Schutz der Quartiere gilt auch, wenn diese zeitweilig nicht besetzt sind.

Weiterführende Informationen zu Fledermäusen und Fledermausschutz in Sachsen inkl. lokalen Ansprechpartner hier https://fledermausschutz-sachsen.de/

Samstag, 17. Februar 2024 Vogelkundliche Wanderung „Wintergäste an der Flöha“

Exkursion Flöha/Alte Leite am 17.02.2024, 8:50 bis 12:05 Uhr

 

dt. Artname

wiss. Artname

Genauigkeit Anzahl

Anzahl

Alter/Geschlecht

1

Zaunkönig

Troglodytes troglodytes

 

3

 

2

Waldbaumläufer

Certhia familiaris

 

1

 

3

Wacholderdrossel

Turdus pilaris

>

4

 

4

Stieglitz (Distelfink)

Carduelis carduelis

>

1

 

5

Star

Sturnus vulgaris

~

25

 

6

Rotkehlchen

Erithacus rubecula

 

1

 

7

Rabenkrähe

Corvus corone

 

2

 

8

Misteldrossel

Turdus viscivorus

 

1

 

9

Mäusebussard

Buteo buteo

 

1

 

10

Kohlmeise

Parus major

>

15

 

11

Kleiber

Sitta europaea

>

25

 

12

Kernbeißer

Coccothraustes coccothraustes

>

1

 

13

Haussperling

Passer domesticus

>

3

 

14

Grünfink

Chloris chloris

~

5

 

15

Graureiher

Ardea cinerea

 

1

 

16

Gimpel (Dompfaff)

Pyrrhula pyrrhula

~

5

 

17

Gebirgsstelze (Bergstelze)

Motacilla cinerea

 

1

 

18

Gartenbaumläufer

Certhia brachydactyla

 

2

 

19

Feldsperling

Passer montanus

>

2

 

20

Feldlerche

Alauda arvensis

>

2

 

21

Erlenzeisig

Spinus spinus

>

40

 

22

Eichelhäher

Garrulus glandarius

>

2

 

23

Dohle

Coloeus monedula

>

2

 

24

Buntspecht

Dendrocopos major

>

5

 

25

Blaumeise

Cyanistes caeruleus

>

30

 

26

Amsel

Turdus merula

~

4

 

27

Misteldrossel

Turdus viscivorus

 

1

 

28

Gänsesäger

Mergus merganser

 

2

1x Männchen / 1x Weibchen

Exkursionsleiter: Udo Kolbe (Olbernhau, Verein sächsischer Ornithologen e.V.)

Bei schneefreien und stabilen Wetter kamen 24 Teilnehmer, um an der vogelkundlichen Exkursion im Flöhatal bei Blumenau teilzunehmen. Die vogelkundliche Wanderung führte uns entlang des Flöhatalweges im Bereich Naturschutzgebiet (NSG) „Alte Leite“ über das Wasserkraftwerk Kamerum bis auf Höhe Nennigmühle. Von dort entlang des Waldsaumes und später durch den Laubmischwald in Richtung Sorgau und von hier durch die Offenlandschaft um Sorgau wieder zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung im Siedlungsbereich Blumenau.

Wir haben also ganz verschiedene Vogellebensräume durchwandert. Das schlägt sich auch in der Liste der beobachteten Vogelarten wider. Zu Beginn der vogelkundlichen Wanderung hat Exkursionsleiter Udo Kolbe die Teilnehmer schätzen lassen, wie viele Vogelarten uns wohl begegnen werden. Die allgemein geschätzten 15 Vogelarten wurden weit übertroffen: insgesamt konnten wir 28 Vogelarten der verschiedensten Habitate beobachten oder verhören (s. Liste)!

Neben zahlreichen Arten, die man im Winter typischerweise beobachten kann (z.B. Erlenzeisig, Rotkehlchen, Amsel, Baumläufer, Zaunkönig usw.) konnten wir auch 1 Paar des deutschlandweit gefährdeten Gänsesägers(Mergus merganser) auf der Flöha beobachten. Gänsesäger zählen zu den typischen Wintergästen an unseren größeren Flüssen. In den letzten Jahren verdichten sich die Hinweise, dass die Art auch versucht, bei uns zu brüten. Damit wäre sie eigentlich ganzjährig auf der Flöha zu Hause. Es wurden mehrere Gänsesäger-Nistkästen aufgehangen, um die Art bei ihren Brutversuchen zu unterstützen.

Darüber hinaus konnten wir die Gebirgsstelze(Motacilla cinerea) beobachten, auch ein typischer Bewohner erzgebirgischer Bäche und Flüsse. Den Graureiher (Ardea cinerea), der hier ebenfalls seinen Lebensraum hat, konnten wir leider nur als Rupfung nachweisen. Der abgebissene Federkiel verwies auf Fuchs oder Fischotter(Lutra lutra) als Beutegreifer. Letzterer ist als eine Art der Anhänge der EU-FFH-Richtlinie sowie im Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt und mittlerweile auch an der Flöha verbreitet. Nicht beobachten konnten wir die typischen gewässerbewohnenden Vogelarten Eisvogel, Wasseramsel und Kormoran.

An einer Fischaufstiegshilfe („Fischtreppe“) an einem großen Wehr wurde auf die Notwendigkeit der Durchlässigkeit für wandernde Gewässerbewohner hingewiesen. Daneben wurde die Bedeutung des Exkursionsgebietes als EU-Schutzgebiete hervorgehoben: das Flöhatal ist nicht nur Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet 251 „Flöhatal“) sondern auch EU-Vogelschutzgebiet (SPA-Gebiet 69 „Flöhatal“). Das Flöhatal ist damit wesentlicher Bestandteil des grenzübergreifenden, EU-weiten Schutzgebietsnetzes Natura 2000.

Das Flöhatal nördliche Blumenau mit seinen naturnahen Hainsimsen-Buchenwäldern sowie edellaubholzreichen Schlucht- und Hangmischwäldern ist bereits seit 1961 Naturschutzgebiet: NSG „Alte Leite“. NSG sind deutsche Landesschutzgebiete, unterliegen also sächsischem Naturschutzrecht. Durch die steile Hanglage konnte sich ein hoher Totholzanteil im Gebiet halten. Udo Kolbe machte auf den besonderen Wert des Totholzes nicht nur für die Vogelwelt aufmerksam. Moose und Flechten besiedeln Totholzstrukturen, Baumhöhlen sind wichtig für zahlreiche höhlenbewohnende Vogelarten und ihre „Nachmieter“ (Insekten, Kleinsäuger usw.).

Im Gebiet gibt es auch einige offene Feldbildungen, die vermutlich Horstplatz unserer größten Eule, des Uhus (Bubo bubo) sind. Wo genau der Nist-Standort ist kann auf Grund der steilen Hanglage nicht ausfindig gemacht werden – ideale Bedingungen für ungestörtes Brüten. Die Vormittagsstunden zählen nicht zu den Aktivitätszeiträumen des Uhus, sodass wir seinen „Buho“-Ruf nicht vernehmen konnten. Der Uhu ist Art der EU-Vogelschutzrichtlinie.

Ab Nennigmühle verlief der Wanderweg entlang eines strukturierten Waldsaumes, der nicht nur einen harmonischen Übergang zwischen Wald und Offenland bildet, sondern auch Lebensraum, Nistplatz und Nahrungsangebot für zahlreiche Tierarten ist.

Im Offenlandbereich um Sorgau haben wir dann noch weitere interessante Vogelarten beobachten können. Udo Kolbe zeigte uns u.a. Feldsperling (Passer montanus), Feldlerche (Alauda arvensis), Star (Sturnus vulgaris) und Dohle (Coloeus monedula), die als ehemals häufige Bewohner der Landwirtschafts- und Siedlungsgebiete heute teilweise in der Roten Listen/ Vorwarnlisten der Vögel Sachsens und Deutschlands gelistet sind.

Auf der Exkursion wurden uns von Udo Kolbe, einem Gebiets- und Artenkenner, sehr kurzweilig typische Vogelarten der verschiedenen Lebensräume/ Habitate im Flöhatal vorgestellt, die man auch im (ausgehenden) Winter gut beobachten oder verhören kann. Vielleicht bleibt dem einen oder anderen Teilnehmer durch die unterhaltsamen Geschichten zu den Arten („…zum Nahrungsspektrum des Uhus gehören auch gefährdete Arten wie Schwarzstorch und Wanderfalke…“) ein Teil davon in dauerhafter Erinnerung.

Weiterführende Informationen:

Natura 2000, FFH- und SPA-Gebieten in Sachsen

https://www.natura2000.sachsen.de/

Rote Liste Brutvögel Deutschland 2021:

https://www.dda-web.de/voegel/rote-liste-brutvoegel

Rote Liste Wirbeltiere Sachsen 2015:

https://www.natur.sachsen.de/download/natur/RL_WirbeltiereSN_Tab_20160407_final.pdf

Dienstag, 27. Februar 2024 Vortrag „Wildtier Wolf – Interessantes zur Biologie und Lebensweise“

Referent: Ingolf Wehner (Referent der Umweltbildungsstelle Wolf in Rietschen, zuständig für den Erzgebirgskreis)

Zu diesen interessanten Vortrag hätten wir uns mehr Teilnehmer gewünscht. Inhaltlicher Schwerpunkt war die Biologie des Wildtieres Wolf – Ökologie, Management und Konflikte.

Der Wolf (Canis lupus) - Stammvater unserer Haushunde - galt vor 200 Jahren bei uns als ausgerottet. Die sächsischen Wölfe wanderten Ende der 1990er/ Anfang der 2000er Jahre aus Polen wieder zu uns ein.

Gemäß der EU-Entscheidung vom 27.2.2024 (dem Tag unseres Vortrages!) bleibt der Wolf vorerst auch weiter „streng geschützt“ – eine Entscheidung über eine Lockerung des Schutzstatus wurde verschoben.

Die sächsischen Wolfvorkommen bestanden im Monitoringjahr 2022/ 23 aus 38 Rudeln, 4 Paaren und 2 territorialen Einzeltieren. In 33 von diesen 44 Territorien gab es Nachwuchs: mindestens 129 Welpen wurden geboren.

Deutschlandweit gab es in diesem Zeitraum 184 Rudel mit 634 Welpen. Es ist eine hohe Rudeldichte nordöstlich der Linie Dresden, Leipzig, Hannover, Bremen festzustellen. In Deutschland beträgt die von der Nahrungsdichte abhängige Territoriumgröße 150-350 km2; in Skandinavien über 1000 km2.

Der Vortragsreferent Ingolf Wehner stellte als Umweltbildungsreferent der Fachstelle Wolf Interessantes zur Lebensweise des Wolfes vor: Paarungszeit, Tragzeit, Rudelgröße, Wanderbewegungen, Jagdstrategien usw. So besteht ein Wolfsrudel im Herbst aus 7-13 Tieren. Am Senckenberg Museum werden Nahrungsanalysen durchgeführt, die gezeigt haben, dass je nach Wolfsterritorium in veränderlichen Anteilen hauptsächlich Reh, Rothirsch, Damhirsch, Wildschwein, Hasenartige und auch Nutztiere zum Nahrungsspektrum gehören. Manche Rudel werden zu regionalen Nahrungsspezialisten: in der Königsbrücker Heide fressen sie Biber!

Herr Wehner stellte die Trittsiegel/ Spuren des Wolfes im Vergleich zu anderen größeren Raubtieren (Fuchs, Goldschakal) und Haushund vor. Bei einer Spurendokumentation sind immer mehrere Fotos vom Standort und seiner Umgebung und Größenvergleich notwendig. Die wolfstypische Spur ist der geschnürte Trab. Losung (Kot) ist mindestens 20 cm lang, enthält oftmals Haare und Knochenanteile und wird auch oft mitten auf einem Weg/ Pfad abgesetzt. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturkunde untersucht alle bundesweit anfallenden Proben für ein genetisches Monitoring. So konnte man u.a. feststellen, dass es in Deutschland keinen erhöhten Haushund-Anteil im Wolfsgenom gibt. Zwischen 2000 und 2019 gab es 3 bekannte Wolf-Hund-Verpaarungen; sie sind also eine Ausnahme.

Die Wölfe haben eine hohe Welpen-Sterblichkeit im 1. Jahr. Andere natürliche Todesursachen sind Krankheiten (Räude, Staupe, Parvovirose, Pseudowut) und innerartliche Konkurrenz (Revierverteidigung). Eine nicht unerhebliche Anzahl wird im Straßenverkehr getötet.

Auch wenn das Wildtier Wolf Thema des Vortrages war, so muss am Ende doch auch das „Problemtier“ Wolf genannt sein, eine menschliche Klassifizierung. Wolf und Mensch - ein fassettenreiches Thema. Trotz einer steigenden Anzahl an Wolfsterritorien bleibt die durchschnittliche Anzahl an Haus/Nutztier-Übergriffen pro Territorium auf vergleichbarem Level. Die Zahl der geschädigten Nutztiere stieg hingegen zuletzt 2022 in Sachsen deutlich an. Präventionsmaßnahmen waren nicht Gegenstand des Vortrages.

Und ist der Wolf für den Menschen gefährlich? Übergriffe sind (weltweit) sehr selten und geschehen immer unter speziellen Umständen: die Tiere haben Tollwut (Deutschland ist tollwutfrei!), wurden in die Enge getrieben oder wurden konditioniert durch Anfüttern, haben also ihre Scheu verloren. Bei einer Begegnung mit dem Menschen ziehen sich die Wölfe normalerweise zurück, nicht fluchtartig, sondern davontrabend. In Deutschland verhalten sie sich dem Menschen gegenüber argwöhnisch, aber nicht übermäßig scheu.

Hinweis für weiterführende Informationen:

https://www.wolf.sachsen.de/index.html

Freitag 15. März 2024 Vortrag und naturkundliche Exkursion „Lebensräume für Erdkröte, Grasfrosch & Co. richtig gestalten"

Referent: Tim Buchau (Naturschutzzentrum Erzgebirge gGmbH)

Ziel der Veranstaltung war, die Teilnehmer darüber zu informieren, wie man auf dem eigenen Grundstück, im eigenen Garten Lebensräume für Amphibien schaffen kann, die wirklich sinnvoll sind. In einem Plastikteichbecken kann sicherlich auch einmal ein Grasfrosch vorbeischauen, aber richtig angenommen als geeigneten Lebensraum wird dieser sicherlich nicht.

Zu Beginn des Vortrages ging Tim Buchau auf die interessanten Lebenszyklen der Amphibien sowie auf die vielgestaltigen Ansprüche an die Lebensräume in den verschiedenen Entwicklungsstadien ein. Auch die vielfältigen Gefahren bei der Wanderung von den Landlebensräumen zu den Laichgewässern („Amphibienwanderung“) wurden geschildert. Im Folgenden wurden die strukturellen Bedingungen geeigneter Laichgewässer vorgestellt: unterschiedliche Wassertiefen, abwechslungsreiche Uferzone einschließlich Uferbewuchs. Neben den Laichgewässern spielen aber auch die Landlebensräume, in den die meisten Amphibien den Großteil ihres Lebens verbringen, eine wichtige Rolle. Hier wurde u.a. die verschiedenen Versteckmöglichkeiten (z.B. Stein-, Laub- und Asthaufen, Komposthaufen) vorgestellt, die auch für die Überwinterung interessant sein können.

Zum Schluss des Vortrages wurde auf die Neuanlage naturnaher Kleingewässer eingegangen, insbesondere auf die Gestaltung der Uferzone, auf die Beachtung einer wirksamen Kapillarsperre (um ein „Auslaufen“ zu verhindern), auf die Verwendung geeigneter Teichfolie (EPDM-Kautschukfolie) und auf die geeignete Pflanzenauswahl für die einzelnen Teichzonen.

Bevor die Teilnehmer die auf dem Gelände des Naturschutzzentrums angelegten Gewässer in Vorort in Augenschein nahmen, stellte der Referent noch die an einem der Teiche durchgeführten Renaturierungsmaßnahmen vor.

- Den Inhalt des Vortrages finden Sie hier als Pdf-Datei zum Download: Lebensraum für Grasfrosch & Co. richtig gestalten.

- Weiterführende Informationen zur Anlage eine naturnahen Gartenteiches für Amphibien u.a. Wasserbewohner erhalten Sie z.B. hier: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/grundlagen/elemente/31216.html

Mittwoch, 20. März 2024 Vogelkundliche Wanderung „Abendexkursion ins Reich der Eulen"

Die Einladung zur Exkursion ins Reich der Eulen im Preßnitztal zwischen Steinbach und Schmalzgrube stieß auf sehr großes Interesse. Trotz der außergewöhnlich hohen Teilnehmerzahl kann man von einer gelungenen Veranstaltung sprechen. Exkursionsleiter Stefan Siegel vom Naturschutzzentrum Erzgebirge stellte die typischen Lebensräume der Eulen-Arten im Kerbtal der Preßnitz, gelegen im oberen Erzgebirge, vor. Der Hangwald mit seinen teilweise alten Baumbeständen bietet durch Höhlenreichtum viele potenzielle Brutplätze für Eulen. Von den Höhlen profitieren auch andere Vogelarten wie die Hohltaube (Columba coenas), aber auch zahlreiche Fledermausarten finden hier ein geeignetes Quartier.

Die Teilnehmer verhielten sich ruhig und umsichtig auf den Wanderwegen Richtung Sommerstein, sodass die Balz- und Revierrufe von Uhu (Bubo bubo) und Waldkauz (Strix aluco) vernommen werden konnten. Der Uhu, unsere größte heimische Eule, bevorzugt felsdurchragte Gebiete, denn er nistet gern auf Felsvorsprüngen. Er findet im Preßnitztal demzufolgte geeignete Brutplätze vor. Der Waldkauz ist in seinen Ansprüchen flexibler. Anders als es sein Name vermuten lässt kommt er z.B. auch in Parks mit alten Baumbestand vor.

Der dämmerungsaktive Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) ließ leider nichts von sich hören. Die wiederum kleinste Eule hierzulande nutzt die Dämmerungsstunden, weil sie sonst aufgrund ihrer geringen Größe leicht selbst zur Beute der größeren nachtaktiven Eulen werden kann. Weiterhin kommt noch der Raufußkauz (Aegolius funereus) im Preßnitztal vor, allerdings in anderen Talabschnitten.

Uhu, Raufußkauz, Sperlingskauz und Schwarzspecht sind wertgebende Vogelarten des Vogelschutzgebietes „Erzgebirgskamm bei Satzung“, zu dem auch das Exkursionsgebiet zählt. Hier können Sie sich über das Vogelschutzgebiet informieren: https://www.natura2000.sachsen.de/71-erzgebirgskamm-bei-satzung-35873.html

Mittwoch, 17. April 2024 Vogelkundliche Wanderung „Die Vogelwelt am Rastplatz Niederer Halsbach bei Dorfchemnitz/ Zwönitz“

Exkursionsleiter: Joachim Wolle (Zwönitz, Verein sächsischer Ornithologen e.V.)

Zu Beginn dieser Exkursion zog eine Wetterfront heran, die ergiebige Regenfälle, durchmischt mit Schneeflocken, brachte. Die Teilnehmer der Exkursion mussten sich in ihre Autos zurückziehen. Mit 40minütiger Verspätung starteten wir dann Richtung Niederer Halsbach, welcher sich als Biotopinsel inmitten einer intensiv genutzten Agrarlandschaft vor uns auftat. Exkursionsleiter Joachim Wolle machte auf die entsprechenden negativen Auswirkungen aufmerksam: Stoffeinträge, verinselte Lage in ausgeräumter Landschaft, umgeben von zahlreichen Hochspannungsleitungen. Neuere Entwicklungen sehen im direkten Umfeld auch Windkraftanlagen mit einer Höhe von 200 m vor, welche dem Rastgebiet sicherlich abträglich sein werden.

Aktuell ist das Gebiet ein wichtiges Rastgebiet für Zugvögel, nicht zuletzt gerade wegen dieser Insellage, da sich im Umfeld kaum andere geeignete Strukturen bieten. Kommen Zugvögel aus dem Süden über den Höhenzug des Erzgebirges mit der Geyerischen Platte finden sie hier aufgrund der offenen Gewässer- und Saumstrukturen geeignete Rastmöglichkeiten, bevor sie ins Hügel- und Tiefland Richtung Stollberg und Chemnitz weiterziehen.

Der Exkursionstermin musste im Nachhinein eher als ungünstig eingestuft werden (was im Vorfeld aber nicht planbar war). Nach der vorangegangenen, langanhaltenden, fast sommerlichen Wetterperiode ist das Zugverhalten aktuell nicht so ausgeprägt: einstellige Temperaturen, Regenfälle, Schneeregen und Wind sind ungünstige Ausgangsbedingungen für entsprechende Vogel-Beobachtungen. Ein Großteil der Zugvögel dürfte schon weitergezogen sein, andere sind noch nicht angekommen. Darunter auch am Halsbach beheimateten Brutvögel wie die Rohrsänger. Entsprechend „mager“ war die Zahl der bei der Exkursion beobachteten Vogelarten. Es dominierten Stockenten und die gebietsfremde Nilgans.

Joachim Wolle erklärte den Teilnehmer sehr anschaulich die Entwicklung des Gebietes vom landwirtschaftlichen Rückhaltebecken in DDR-Zeiten hin zu einem naturnahen, strukturierten Gewässer von überregionaler Bedeutung als Rastplatz für Zugvögel. Die Naturschutzeinrichtungen der Landkreise (früher STL heute ERZ) haben zahlreiche Anstrengungen unternommen, um das Gebiet aufzuwerten: weitere Gewässeranlagen, Biotopgestaltungen, Renaturierungen und Extensivierungen wurden realisiert. Es wurden neue Gewässer angelegt, Inseln modelliert, Kopfweiden, abschirmende Gehölze und Hecken gepflanzt, Steinhaufen angelegt und Wiesen extensiv gemäht. Durch gezieltes Wassermanagement wird dafür gesorgt, dass schadstoffbelastetes Bachwasser gefiltert wird und die Teiche und Tümpel heute auch als Amphibienlaichgewässer fungieren können.

Das Gebiet des Niederen Halsbaches ist heute mit den Flächennaturdenkmalen (FND) „Niederer Halsbach“ und „Staubecken Niederer Halsbach“ geschützt. Das Naturschutzzentrum Erzgebirge mit seiner Außenstelle Zwönitz kümmert sich auch weiterhin um dessen naturschutzgerechte Pflege: regelmäßiger Kopfweiden-Schnitt, Wiesenmahd und auch Gehölzpflege ganz allgemein, damit der halboffene Charakter erhalten bleibt.

Der Fischotter ist im Gebiet aktiv, wir konnten einen entsprechenden Fischotterwechsel im Gelände ausmachen. Dieser interessiert sich eher für die Fische in den Gewässern, die trotz Aufgabe jeglicher fischereilicher Nutzung in den Teichen vorhanden sind. Als Nahrungsopportunist frisst er allerdings alles, was er erbeuten kann. Das können natürlich auch Amphibien oder kleine Wasservögel sein. Damit ist er aber Teil der natürlichen Nahrungskette im Feuchtgebiet.

Leider wird der Bruterfolg der ansässigen Brutvögel aber getrübt durch die Anwesenheit von weiteren Prädatoren, darunter die gebietsfremden Neozoen Mink und Waschbär (beide invasiv) sowie Marderhund (potenziell invasiv), welche z.B. die Gelege räubern oder Jungvögel dezimieren.

►Hier können Sie sich über gebietsfremde und invasive Tier- und Pflanzenarten informieren:

https://neobiota.bfn.de

Darüber hinaus wird das Feuchtgebiet am Niederen Halsbach durch vielerlei Begängnis, durch Spaziergänger, Reiter, freilaufende Hunde aber auch durch Naturfotografen beeinträchtigt. Diese wirken sich störend aus, zumal es keine wegemäßige Erschließung des Gebietes gibt. Zwar gibt es eingangs eine informative Tafel und eine ordnungsgemäße Beschilderung der Schutzgebiete, aber da scheint Erholungsuchende, Gassigänger und „Naturfreunde“ nicht abzuhalten. Hier ist keine Lösung in Sicht.

Fazit: das im Rahmen von Naturschutzmaßnahmen abwechslungsreich gestaltete Feuchtgebiet am Niederen Halsbach bietet für viele Arten geeigneten Lebensraum und ist darüber hinaus wertvolles Rastgebiet für Zugvögel. Ob dieses kleinräumige Schutzgebiet aber perspektivisch ausreichend für das Fortbestehen der Arten ist, ist mit Blick auf den allerorts zu beklagenden Artenrückgang mehr als ungewiss.

Artenliste Exkursion "Rastplatz Niederer Halsbach Zwönitz" 17.04.2024, 17.45-19.15 Uhr nach Starkregen mit Schnee, 3° C

dt. Artname

wiss. Artname

Anzahl

1

Amsel

(Turdus merula)

 

2

Blessralle

(Fulica atra)

 

3

Elster

(Pica pica)

 

4

Feldlerche

(Alauda arvensis)

 

5

Goldammer

(Emberiza citrinella)

 

6

Kohlmeise

(Parus major)

 

7

Mönchgrasmücke

(Sylvia atricapilla)

 

8

Nilgans

(Alopochen aegyptiaca)

zahlreich, auch auf umgebenden Feldern

9

Rabenkrähe

(Corvus corone)

 

10

Stockente

(Anas platyrhynchos)

zahlreich

11

Zilpzalp

(Phylloscopus collybita)

 
Samstag, 27. April 2024 Vogelkundliche Wanderung „Die Vogelwelt in der Heckenlandschaft am Pöhlberg“

Exkursionsleiter: Stefan Siegel (Naturschutzzentrum Erzgebirge gGmbH)

Die vogelkundliche Exkursion zur Vogelwelt in der Heckenlandschaft am Pöhlberg startete um 7.30 Uhr. Exkursionsleiter Stefan Siegel vom Naturschutzzentrum Erzgebirge erläuterte den Teilnehmern, warum sich das zeitige Aufstehen für Vogelbeobachter lohnt. Die Morgenstunden gelten als eine gute Zeit für Vogelbeobachtung und zum Lauschen der Vogelstimmen. Herr Siegel gab eingangs auch einige Literaturempfehlungen, die man zur Vogelbestimmung nutzen sollte (z.B. mit gezeichneten Abbildungen). Neben der Vogel-Beobachtung mittels Fernglas ist auch das Gehör ist wichtig, denn oftmals hört man die Vögel nur! Vogelbestimmung ist mit ein wenig Übung anhand der Lautäußerungen möglich und zulässig. Hilfreich sind dabei heutzutage verschiedene Apps fürs smartphone, z.B. die kostenfreie App birdNET, entwickelt von der Technischen Universität Chemnitz, die weltweit ca. 3000 Vogelarten erkennt.

- Weiterführende Infos unter: https://www.tu-chemnitz.de/informatik/mi/birdnet.php

Zu Demonstrationszwecken kann man im Gelände Vogelstimmen auch über sog. Klangattrappen abspielen. Dies sollte aber verantwortungsbewusst geschehen, ohne die Revierinhaber in der angestammten Vogelwelt in unnötigen Stress zu versetzen. Stefan Siegel erklärte vor Beginn der Wanderung auch noch die verschiedenen Typen von Vogel-Lautäußerungen, z.B. verschiedene Gesänge und Rufe.

Die morgendliche Vogelstimmenwanderung begann am sog. Pöhlbergrundweg. Obwohl es recht kalt und zugig war, konnten die Teilnehmer sich am beeindruckenden Ausblick vom Pöhlbergsüdhang am Flächennaturdenkmal (FND) „Pöhlbergalm“ in Richtung Erzgebirgskamm erfreuen: Fichtel- und Keilberg teilweise noch mit Schnee und im Vordergrund bereits blühender Raps. Leider war die schöne Kirschblüte infolge der zurückliegenden Nachttemperaturen erfroren.

Neben dem FND „Pöhlbergalm“ (am Südhang) sind am Pöhlberg 2 weitere Flächennaturdenkmale ausgewiesen: das FND „Ehemaliger Basaltsteinbruch des Pöhlberges“ (im Westen) (auf google maps fälschlicherweise als Butterfässer bezeichnet) und das FND „Butterfässer des Pöhlberges“ (im Norden). Eine Infotafel am Pöhlbergrundweg gibt darüber hinaus Informationen zum europäischen Vogelschutzgebiet (sog. SPA-Gebiet) „Mittelgebirgslandschaft östlich Annaberg“: Als wertgebende Vogelarten sind Wendehals, Neuntöter, Eisvogel und Rotmilan auf der Tafel vorgestellt. Leider konnten wir nur den Rotmilan im Laufe der Exkursion beobachten. Früher gab es im Vogelschutzgebiet auch noch Vorkommen der seltenen Sperbergrasmücke. Diese kommt nun schon seit geraumer Zeit nicht mehr in unserer Region vor. Aber es sind andere Grasmücken-Arten im Gebiet ansässig: z. B. für Mönchs- und Gartengrasmücke stellte Herr Siegel die verschiedenen Habitat-Ansprüche sowie die jeweiligen Gesänge/ Rufe vor.

Mit den Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebieten „Pöhlbachtal“ und „Mittelerzgebirgische Basaltberge“ sind 2 weitere europaweit bedeutsamen Schutzgebiete im Exkursionsgebiet vertreten.

Im Laufe der Wanderung konnten wir eine Vielzahl an Vogelstimmen verhören. Stefan Siegel stellt die jeweiligen markanten Gesangsmerkmale und auch Verwechslungsmöglichkeiten vor, z. B. die Unterschiede zwischen Winter- und Sommergoldhähnchen oder zwischen Blau- und Kohlmeise u.v.a.

Beringungsdaten geben uns Auskunft über Wanderbewegungen und Vogelzug. So konnte man z.B. feststellen, dass „unsere“ Meisen im Winter häufig nach Südfrankreich ziehen, wohingegen nordische Meisen bei uns überwintern. Weitere interessante Informationen erfolgten zum Unterschied zwischen Schachtel- und Zweitbrut. Unsere Route verlief weiter durch den blockschuttreichen Wald am Pöhlberg-Südhang mit Waldmeister und Silberblatt im Unterwuchs. Beim Abstieg Pöhlberg-Osthang Richtung Skihütte konnten wir den Singflug des Baumpiepers beobachten.

Auf Höhe Besucherbergwerk St. Briccius sind wir auf den sog. Kirschblütenweg eingebogen. Leider setzte in diesem Jahr die Kirschblüte mehrere Wochen früher ein, was ihr nun zum Verhängnis wurde: die meisten Blüten waren in der Vorwoche erfroren. Mit Blick auf dem am gegenüberliegenden Hang befindlichen Melzergrund (auch Paradies genannt) wurde auf die vielgestaltigen Probleme bei der Umsetzung von Natura 2000 hingewiesen. Oftmals sich räumlich überlagernde FFH- und SPA-Gebiete erfordern intensive Abstimmung lokaler Akteure und deren guten Willen - die Unterstützung seitens Politik und Ämtern ist eher zurückhaltend. Das sog. Prinzip der Freiwilligkeit als alleiniges Instrument bei der Umsetzung von Natura 2000 ist zu hinterfragen. Verschiedene schwebende Vertragsverletzungsverfahren der EU wegen unzureichender Umsetzung von Natura 2000 in Deutschland zeigt die Defizite deutlich auf.

- Hier können Sie sich über Natura 2000 in Sachsen informieren: https://www.natura2000.sachsen.de/

- Einen informativen Film über Natura 2000 können Sie hier bei YouTube anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=KZL3rUxDu-I&list=PLouPT0Qs67pDzDsmTDasvtDwD-Stv_EyC&index=9

Auch hier, im unmittelbaren Heckenbereich, konnten wir leider weder Feldlerche noch Neuntöter hören oder sehen. Letzterer ist eine wertgebende Vogelart der Hecken, die in stachel- bzw. dornenbewerten Wildrosen und Weißdornen gerne brütet. Um Hecken langfristig zu erhalten, ist in größeren Abständen eine Heckenverjüngung angebracht, wobei bei der Heckenpflege im Idealfall abschnittsweise vorgegangen werden sollte. Ein wichtiger Akteur im Bereich Heckenpflege ist der Landschaftspflegeverband „Mittleres Erzgebirge“ e. V.. Bei ca. 250 laufende Kilometer Hecke im Altkreis Annaberg gibt es hier viel zu tun…

Stefan Siegel machte randlich noch mit den Methoden der standardisierte Arterfassung von Vögeln, z.B. im Zusammenhang mit Windkraft-Vorhaben bekannt: artabhängige gibt es festgelegte Erfassungszeiträume und festgelegte Methodenstandards, die eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse gewährleisten sollen.

Über Pöhlbergsiedlung und Stadtwald gelangten wir zurück zum Parkplatz am Steinbruch. Insgesamt haben die Teilnehmer der morgendlichen Vogelstimmen-Wanderung 31 Vogelarten verhört und/ oder gesehen (s. Liste).

Exkursion Heckenlandschaft am Pöhlberg am 27.04.2024, 7:30 bis 11:15 Uhr

 

dt. Artname

wiss. Artname

1

Amsel

Turdus merula

2

Baumpieper

Anthus trivialis

3

Blaumeise

Cyanistes caeruleus

4

Buchfink

Fringilla coelebs

5

Buntspecht

Dendrocopos major

6

Eichelhäher

Garrulus glandarius

7

Erlenzeisig

Spinus spinus

8

Fichtenkreuzschnabel

Loxia curvirostra

9

Gimpel

Pyrrhula pyrrhula

10

Goldammer

Emberiza citrinella

11

Grünfink

Chloris chloris

12

Heckenbraunelle

Prunella modularis

13

Kernbeißer

Coccothraustes coccothraustes

14

Kleiber

Sitta europaea

15

Kohlmeise

Parus major

16

Kolkrabe

Corvus corax

17

Mäusebussard

Buteo buteo

18

Mönchsgrasmücke

Sylvia atricapilla

19

Ringeltaube

Columba palumbus

20

Rotkehlchen

Erithacus rubecula

21

Rotmilan

Milvus milvus

22

Singdrossel

Turdus philomelos

23

Sommergoldhähnchen

Regulus ignicapillus

24

Star

Sturnus vulgaris

25

Tannenmeise

Parus ater

26

Turmfalke

Falco tinnunculus

27

Wacholderdrossel

Turdus pilaris

28

Waldbaumläufer

Certhia familiaris

29

Wintergoldhähnchen

Regulus regulus

30

Zaunkönig

Troglodytes troglodytes

31

Zilpzalp

Phylloscopus collybita

Dienstag, 21. Mai 2024 Vortrag „Der Feuersalamander in Sachsen - Verbreitung, Bestandssituation und Gefährdungen unseres größten heimischen Schwanzlurches"

Referent: Andreas Püwert (Brand-Erbisdorf)

Zu Beginn des Vortrages ging Herr Püwert auf die Kulturgeschichte des Feuersalamanders ein. Insbesondere auf die Assoziation des Tieres mit Feuer, was ihm seinen Namen einbrachte. Verschiedener Aberglaube (das Tier sei feuerfest, kann Feuer löschen und dergleichen) hielt sich lange und war nicht immer zum Vorteil für den Salamander. Entsprechend häufig ist er auch auf künstlerischen Darstellungen präsent bis hin zum Feuersalamander-Relief auf (Feuer-)Glocken.

Danach ging der Referent auf die weltweite Verbreitung der verschiedenen Arten bzw. Unterarten ein. Hierzulande kommen der Gefleckte Feuersalamander (Salamandra salamandra salamandra), der Gestreifte Feuersalamander (S. s. terrestris) sowie Mischformen vor. Der deutsche Name bezieht sich auf die Form der gelben Flecken der Tiere, die individuell sind und anhand derer man einzelne Individuen (wieder)erkennen kann.

Nachweismethoden sind z.B. Larvensuche (z.B. in Bächen) und Suche nach erwachsenen Tieren in den Primärhabitaten. Dazu zählen z.B. kühlfeuchte Laub(misch)wälder. Nach Aussage des Referenten „…ist ein gutes Salamanderhabitat ein Ort, an dem es keinen Handyempfang gibt“. Es zeigt sich eine gewisse Salamander-Vorliebe für Efeu. Auch Trockenmauern, Brunnen, alte Bergwerksstollen oder auch Holzstapel können (Winter)Quartiere des Feuersalamanders sein.

Gute Zeitpunkte für Beobachtungen sind der späte Nachmittag bei Regen oder nachts (bei Regen); die Temperaturen sollten über 10 °C liegen. Es gibt auch Populationen/ Tiere, die tagsüber und auch bei höheren Temperaturen unterwegs sind. Bei uns sind die Tiere nicht ausschließlich nachtaktiv. Eine gute und gesunde Population enthält alle Entwicklungsstadien – von der Larve bis zum Alttier. Ein großes Feuersalamander-Vorkommen befindet sich z.B. am Tiefen Graben bei Augustusburg.

Es gibt viele bemerkenswerte Fakten zum Feuersalamander, so z. B. dass die Weibchen Sperminen und verschiedene Larvenstadien in ihrem Körper aufweisen können. Oder dass sie ein für Fressfeinde giftiges Hautsekret bilden können. Dies scheint insbesondere im Schwanz- und Kopfbereich enthalten zu sein, denn die wenigen Fressfeinde (z.B. Wildschweine, Waschbär) lassen diese Körperteile oftmals übrig. Beim Menschen versursacht das Sekret u.U. ein Brennen auf der Haut oder in den Schleimhäuten, bei empfindlichen Personen auch weitere Symptome.

Eine große aktuelle Gefahr geht vom sog. BSAL-Pilz aus, der Hautläsionen verursacht, an denen ganze Populationen innerhalb einer Woche aussterben können. Der BSAL-Pilz (Batrachochytrium salamandrivorans, aus Asien stammend) wurde über Terrarien eingeschleppt. In den stark betroffenen Niederlanden hat nur 1 % der Feuersalamander überlebt; die Population baut sich gerade wieder langsam auf. Da die einzelnen Populationen in Sachsen weit verstreut liegen, besteht die Hoffnung, dass im lokalen Infektionsfall ein Übergreifen vermieden werden kann.

- Bei entsprechenden Verdachtsbeobachtungen melden Sie diese bitte unverzüglich der zuständigen unteren Naturschutzbehörde; für den Erzgebirgskreis: E-Mail naturschutz@kreis-erz.de oder Tel. 03735 601 6100 (genauer Standortangabe notwendig; Foto von Vorteil)

- Hier Bilder, wie eine Infektion mit BSAL aussehen kann: https://amphibienschutz.org/salamanderpest/

Auch der Feuersalamander wandert zwischen Laubwald und Laichgewässer, was auch problematisch werden kann (Verkehrstod). Weitere Gefährdungen sind Gewässerverschmutzung, Forstfahrzeuge (Harvester) und Klimawandel (Zunahme Trockenheit, Austrocknung Gewässer usw.). In letzterem sieht der Referent die Hauptgefährdungsursache. Man beobachtet, dass die Feuersalamander zunehmend ihre Hauptlaichzeit vom Mai aus vorverlegen (Winterlaichen) und hier bereits Anpassungserscheinungen auftreten. Überhaupt scheint der Feuersalamander erfreulicherweise eine gewisse Plastizität (schnelle Anpassungsfähigkeit) zu haben, und auch seine Langlebigkeit (25 Jahre) hilft zu überleben. Weitere Anpassungen ist eine zunehmende Nutzung anthropogener unterirdischer Strukturen (Stollen, Brunnenfassungen, gefasste Quellen) oder die Nutzung von Stillgewässern als Laichgewässer (weniger von Austrocknung betroffen).

Schutzmaßnahmen für den Feuersalamander sind z.B. Schutz von Wanderkorridoren (Beschilderung), Verzicht auf Gewässerausbau, Renaturierung von Habitaten, amphibiengerechte Sanierung von Mauern und Brunnenfassungen und nicht zuletzt die Betreuung der bekannten Populationen inkl. Öffentlichkeitsarbeit zum Salamanderschutz.

Die zwei Stunden Vortrag von Herrn Andreas Püwert waren gefüllt mit einer hohen Informationsdichte. Sein Vater und er sind überregional für den Schutz der gefährdeten Art unterwegs. Im Laufe der vielen Jahre aktiver Salamanderschutz haben sie sich eine Fülle an Wissen und praktischen Erfahrungen angeeignet, an dem sie uns mit dem Vortrag teil haben gelassen.

  • copyright Andreas Püwert

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Zusammenstellung von Referent Andreas Püwert (Brand-Erbisdorf)

Der Feuersalamander

Erste Fossilienfunde von Vorfahren heutiger Feuersalamander in Sibirien bezeugen deren Existenz bereits vor 168 Millionen Jahren. Weiter Funde wie in Bernstein erhaltene Tiere, Petroglyphen und Felszeichnungen geben frühe Hinweise zu Vorkommen dieser Amphibiengruppe. Eine erste wissenschaftliche Betrachtung erfolgte von Aristoteles, welcher dem Wissenstand seiner Zeit den Feuersalamander „als im Feuer lebend“ beschrieb. Bis in die aktuelle Zeit setzt sich die Kombination aus konkreten Wissen und Spekulation über den Feuersalamander fort.

Die Gruppe der Feuersalamander bewohnt neben Europa, Teile von Asien und das nördliche Afrika. Durch Feldforschung und Molekularbiologie hat sich die Kenntnis zu Arten und Unterarten in den letzten Jahren deutlich verbessert. Aktuell werden fünf Alpensalamander, drei Vorderasiatische Feuersalamander, drei Nordafrikanische und vierzehn europäische Arten oder Unterarten anerkannt. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Vorkommen teilweise deutlich in der Lebensweise.

Eine Präferenz für die Besiedelung von Gebieten mit Vorkommen von Efeu (Hedera helix) und Buchenarten (Fagus spec.) ist signifikant. Wichtige Erkenntnisse zur Lebensweise, Vorkommen und Populationsökologie sind Terrarianern und Feldherpetologen zu verdanken. So ist über die Fortpflanzung der Art, Kletterverhalten, Tagesverstecke und Biotopansprüche in den letzten Jahrzehnten viel publiziert worden.

In Sachsen stößt der Feuersalamander an seine nordöstliche Verbreitungsgrenze. Diese ist neben topographischen Verhältnissen besonders auf den verstärkten Einfluss kontinentalen Klimas zurückzuführen. Natürliche Schwankungen mit entsprechenden Vorrücken oder Zurückweichen der Art sind völlig normal.

Ein Lebensraumverlust, verbunden mit der Verringerung von Populationsgrößen und dem örtlichen Verschwinden ist in Sachsen mindestens seit den 1970er Jahren erkennbar. Deutlich negativ wirkt sich die Intensivierung der Landnutzung und der Klimawandel aus. Die Vorkommen des Feuersalamanders im sächsischen Hügelland beginnen sich aufzulösen. In den nächsten Jahrzehnten wird auch im Mittelgebirgsraum ein Verlust an Populationsgröße und weiterer Isolation der Vorkommen erwartet.

Die Vorkommen in Sachsen sind meist auf kleine oder mittlere Vorkommen beschränkt. Große Populationen befinden sich noch im Tharandter Wald oder an der Zschopau. Im Erzgebirgskreis sind zusammenhängende Populationen beispielsweise um die Region Aue bekannt. Es laufen derzeit unterschiedliche Artenschutzprojekte, Erfassungen und Programme. Die einzelnen Verbände und Privatpersonen sind dabei gut vernetzt, so dass sich der Erkenntnisgewinn und entsprechende praktische Artenschutzmaßnahmen positiv auswirken. Aktuelle Gefährdungen für die Art sind neben dem zunehmenden Verkehr, Prädatoren wie der Waschbär, der weitere Lebensraumverlust und der Klimawandel. Der gefährliche Chytridpilz (Batrachochytrium salamandrivorans) ist in Sachsen glücklicherweise noch nicht dokumentiert worden. Durch ihn sind lokal in Belgien, den Niederlanden und in Nordrheinwestfalen Populationen ausgestorben oder fast erloschen.

Dienstag, 28. Mai 2024 Vortrag und abendlicher Fledermaus-Netzfang „Fledermaus-Abend"

Fledermausquartiere und Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden

Ein großer Teil der bei uns heimischen Fledermausarten sowie einige Vogelarten haben ihre Quartiere bzw. Nist- und Ruhestätten an Gebäuden. Dabei werden vor allem Spalten, Höhlungen und Nischen von unterschiedlichen Arten genutzt. Bei Sanierungen werden derartige Strukturen fast immer vollständig verschlossen, weshalb viele Arten immer weniger Quartiere bzw. Niststätten an Gebäuden finden. Dies ist ein Grund, warum viele Gebäudearten auf den Roten Listen zu finden sind und teilweise sogar als stark gefährdet gelten. Da alle heimischen Fledermäuse und Vögel nach BNatSchG geschützt sind, dürfen Quartiere und Niststätten nicht zerstört werden, weshalb bei Sanierungsmaßnahmen die geschützten Arten besonders zu berücksichtigen sind und bei Wegfall von Quartier- und Niststrukturen Ersatzmaßnahmen erforderlich werden. Dabei werden meist für die jeweilig vorkommenden Arten mit ihren speziellen Ansprüchen, Kästen als Ersatzquartiere bzw. -niststätten zur Verfügung gestellt. Hierfür sollte immer ein Artspezialist hinzugezogen werden. Natürlich kann aber auch jeder freiwillig etwas tun und Kästen am Eigenheim anbringen. Bei den folgenden Herstellern kann man geeignete Kästen und Nisthilfen aus Holzbeton finden:

https://naturschutzbedarf-strobel.de/

https://www.nistkasten-hasselfeldt.de/

https://www.schwegler-natur.de/

Wer lieber selber baut, der kann unter folgendem Link Informationen und Bauanleitungen zu Fledermausquartieren an Gebäuden finden: https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/22958

Mittwoch, 12. Juni 2024 Naturkundliche Wanderung „Die Bergwiesen um Carlsfeld - Artenreichtum mit Pflegebedarf"

Exkursionsleiterinnen: Antje Blohm, Ines Schürer (Naturschutzzentrum Erzgebirge gGmbH)

Zur Hauptblütezeit der meisten Bergwiesen-Pflanzen starteten wir unsere Exkursion auf dem Wander- und Skiparkplatz am Ortseingang Carsfeld (von Wildenthal kommend). Etwas erhöht von der Parkplatzfläche konnte man sich einen sehr guten Überblick über das Flächennaturdenkmal (FND) „Torfstichwiesen Carlsfeld“ verschaffen. Dieses FND und seine Umgebung werden seit mehreren Jahrzehnten vom Naturschutzzentrum Erzgebirge und seinen Vorläufereinrichtungen gepflegt. Die Naturschutzpflege erfolgt dabei über eine einschürige Wiesenmahd mit Beräumung im Herbst. „Einschürig“ bedeutet einmalige Mahd pro Jahr. Das entspricht der früher üblichen Wiesennutzung in den Höhenlagen des Erzgebirges. Die im Vergleich zum Tief- und Hügelland späte Mahd im September (teilweise je nach Witterung auch Anfang Oktober) ist für Nasswiesen und moorige Standorte durchaus angemessen: früher mäht man erst die ertragreicheren Heuwiesen, um dann später im Jahr die Nass- und Sumpfwiesen als Stalleinstreu zu nutzen.

Frau Blohm stellte die Verfahren und Mähgeräte vor, die auf der Fläche zum Einsatz kommen. Es wurde insbesondere auf die beschwerliche Beräumung der nassen und schweren Biomasse hingewiesen. Ein personeller und körperlich anstrengender Aufwand, der aber durch den Erfolg der Pflegemaßnahmen kompensiert wird: auf den Flächen wachsen hunderte sehr kräftige, purpurfarbene Breitblättrige Knabenkräuter (Dactylorhiza majalis). Aber nicht nur die auffälligen Arten sind von Bedeutung, auch weitere botanische Kostbarkeiten wie das Sumpf- und Wald-Läusekraut (Pedicularis sylvatica et palustris), Echte Arnika (Arnica montana), Moor-Klee (Trifolium spadiceum) oder Quendel-Kreuzblümchen (Polygala serpyllifolia) u. v. a. konnten sich etablieren, ihre Bestände sich stabilisieren und vermehren.

Frau Schürer stellte das Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebiet „Erzgebirgskamm am Kleinen Kranichsee“ vor und wies darauf hin, dass sich durch die langjährige Naturschutzwiesenpflege europaweit bedeutsame Lebensräume erhalten und entwickeln konnten: die besonders schutzwürdigen Feuchten Borstgrasrasen, ein Lebensraumtyp, der EU-weit als prioritär eingestuft wird. Der FFH-Gebietsbetreuer Dr. Gerhard Gruner gab einen kurzen Abriss zur historischen Nutzung der offenen Wiesenbereiche um Carlsfeld.

- Informationen zum FFH-Gebiet „Erzgebirgskamm am Großen Kranichsee“ erhalten Sie hier: 16E Erzgebirgskamm am Großen Kranichsee - Natura 2000 - sachsen.de

Weiter auf dem Ackerweg konnten entlang des Weges blütenbunte Bergwiesen bestaunt werden. Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum), Verschiedenblättrige Kratzdistel (Cirsium heterophyllum), Wiesen-Schlangenknöterich (Bistorta officinalis) - im Volksmund „Zahberschtl“ genannt - sind nur eine kleine Auswahl an Arten, die am Exkursionstag in voller Blüte standen. Diese Wiesen werden einschürig von einem Landwirt gemäht und beräumt. Ein Großteil der oberhalb des Ackerweges gelegenen Grünländer sind zwar als EU-Lebensraumtyp Berg-Mähwiese erfasst, werden aber aktuell beweidet (Rinder und Pferde), sind also Weiden.

Am Rastplatz wurde eine Informationstafel in Augenschein genommen, die das EU-Vogelschutzgebiet (SPA-Gebiet) „Westerzgebirge“ behandelt. Der SPA-Gebietsbetreuer Michael Thoß stellt kurz die wertgebenden Vogelarten vor und verwies auch auf den derzeit gravierenden Rückgang der Wiesenbrüter im Gebiet. Das Braunkehlchen konnte nicht mehr nachgewiesen werde, andere Arten haben starke Rückgänge der Brutpaare zu verzeichnen. Auch der Wachtelkönig wurde in diesem Jahr noch nicht gehört. Die Ursachen sind vielgestaltig und können auch in den Überwinterungs- und Zuggebieten liegen.

- Weiterführende Informationen zum SPA-Gebiet „Westerzgebirge“ erhalten Sie hier: 77 Westerzgebirge - Natura 2000 - sachsen.de

Als nächstes konnten mit dem Flächennaturdenkmal (FND) „Moorhang Carlsfeld“ wiederum Naturschutz-Wiesenmahdflächen des Naturschutzzentrum Erzgebirge in Augenschein genommen werden. Ein extrem blütenbuntes, arten- und strukturreiches Schutzgebiet, bestehend aus einem eng verzahnten Mosaik aus Bergwiesen, Borstgrasrasen und torfmoosreichen Moorstellen. Dieses Mosaik bringt einen sehr bunten Blühsapekt hervor. Neben den bereits genannten Arten treten hier Bärwurz (Meum athamanticum), Perücken-Flockenblume (Centaurea pseudophrygia), Kleiner Klappertopf (Rhinanthus minor), Ährige Teufelskralle (Phyteuma spicatum) Gewöhnlicher Teufelsabbiss (Succisa pratensis) und auch Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia) in den Moorstellen auf. Da wir die Flächen nicht betreten konnten, zeigt Frau Schürer entsprechende Fotoaufnahmen von den wertgebenden Pflanzenarten.

Über den ehemals „höchstgelegenen Sportplatz der DDR“ ging es dann zurück zum Ausgangspunkt.

Am Parkplatz treten größere Bestände der Vielblättrigen Lupine (Lupinus polyphyllos) auf, einem invasiven Neophyt aus Nordamerika, welcher sich in schutzwürdigen Wiesenbereichen ausbreitet und sehr aufwändig bekämpft werden muss (Ausstechen mittels Wurzelstecher und thermische Entsorgung). Warum diese von Vielen als attraktive Staude geschätzte Pflanze problematisch werden kann erfahren Sie in einem Flyer des Naturschutzzentrum Erzgebirge.

- Link zum Download Lupine-Flyer „Stauden-Lupine - Blickfang und Problempflanze“:

Downloads (naturschutzzentrum-erzgebirge.de)



Fotos Slideshow: ©Ines Schürer

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