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Leitarten der Naturschutzwiesenpflege

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Echte Arnika (Arnica montana), in Sachsen stark gefährdet

Die Leitart steht stellvertretend für weitere Arten magerer Wiesen. Arnika wächst ausschließlich in ungedüngten Bergwiesen, Borstgrasrasen und Moorwiesen. Wie keine andere Art steht sie stellvertretend als Zielart für niedrigwüchsige Magerwiesen. Diese Wiesen der nährstoffarmen Standorte treiben es bunt, sie sind ein Hort der biologischen Vielfalt. Die Arnika gilt als Sympathieträger für unsere erzgebirgischen Naturschutz-Bergwiesen. Aber die Arnika ist nicht allein. Da, wo Schutzbemühungen zum Erhalt der Arnika erfolgreich waren, stellen sich in der Folge weitere seltene Arten ein. Grüne Hohlzunge (Coeloglossum viride), Fuchs' Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii), Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea), Gewöhnliches Kreuzblümchen (Polygala vulgaris) und Klappertopf (Rhinanthus div. spec.) stehen hier nur stellvertretend. Magerwiesen sind Lebensräume, die heute alarmierend seltener werden. In der Folge gehen auch Arnika-Vorkommen verloren. Früher war die Art durchaus weit verbreitet. Man schätzte sie im Erzgebirge (und nicht nur hier) als Heilpflanze der Volksmedizin.


Gewöhnlicher Teufelsabbiss (Succisa pratensis), auf der sächsischen Vorwarnliste

Die Leitart steht stellvertretend für die komplexen Wechselbeziehungen zwischen den Arten. Nicht nur der ausgefallene Name, auch seine Blütezeit macht ihn eher außer-Gewöhnlich: Im Spätsommer, wenn die Hauptblüte der meisten Pflanzen längst vorbei ist, läuft der Gewöhnliche Teufelsabbiss zur Hochform auf. Im August-September liefert er für viele Insekten Pollen und Nektar. Einige Tierarten, darunter der europaweit bedeutsame Abbiss-Scheckenfalter (Euphydryas aurinia), sind nicht nur dem Namen nach eng mit dem Lebenszyklus der Pflanze verbunden. Die Vorkommen der Art beschränken sich auf magere Feuchtwiesen, Moore und Heiden – alles Lebensräume, die zunehmend aus unserer Landschaft verschwinden. Entwässerung, Düngung und auch eine zu frühe und zu häufige Mahd sind der Art abträglich. Naturschutz-Wiesenpflege berücksichtigt die Ansprüche der Art und pflegt Teufelabbissreiche Standorte erst nach der Samenreife im Frühherbst.


Fieberklee (Menyanthes trifoliata), in Sachsen gefährdet

Die Leitart steht stellvertretend für spezielle Technikanforderungen in der Naturschutz-Wiesenpflege.

Fieberklee-Pflegeflächen treiben den Landschaftspflegern den Schweiß auf die Stirn. Die Art wächst vorzugsweise in nährstoffarmen Mooren, Sümpfen, Nasswiesen und Verlandungszonen von Gewässern. Die Pflege solcher Nassstandorte ist nicht nur logistisch schwierig, sondern auch körperlich anstrengend. Nasses Mähgut ist schließlich von Gewicht. Aber der Name leitet sich eigentlich von einer anderen schweißtreibenden Eigenschaft der Pflanze ab: sie wird seit dem 16. Jahrhundert als Heilpflanze gegen Fieber eingesetzt.

Fieberklee-Flächen erfordern nicht nur körperlichen Einsatz, sondern auch den Einsatz besonderer Technik. Mit schwerem Gerät könnte man Nassstandorte nicht befahren, die Mäher würden versinken oder die Flächen zerfahren. In der Naturschutzpflege werden solche Standorte mit spezieller Technik (darunter die sog. Mähraupe und das Eiserne Pferd) befahren. Diese flächenschonende Pflege fördert auch weitere Arten, die in enger Nachbarschaft des Fieberklees vorkommen, darunter Sumpf-Blutauge (Comarum palustre), Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium), Kleiner Baldrian (Valeriana dioica) oder Sumpf-Läusekraut (Pedicularis palustris).


Perücken-Flockenblume (Centaurea pseudophrygia), in Sachsen gefährdet

Die Leitart steht stellvertretend für spezielle Erfordernisse hinsichtlich der Samenreife. Der etwas bizarre Name der prächtigen Bergwiesen-Staude gibt einen Hinweis auf ihr außergewöhnliches Aussehen. Die Hüllblätter der Blüten sind federartig gefranst und bogig gekrümmt, dass sie entfernt an eine Perücke erinnern. Die purpurfarbenen Blüten sind ein Insektenmagnet, wobei hierfür wohl eher das Pollen- und Nektarangebot Grund sein dürfte. Die Blüten öffnen sich im blütenarmen Spätsommer und sind deshalb besonders attraktiv für Schmetterlinge, Hummeln, Wildbienen, Käfer u.a. Die Samen werden von Finkenvögeln geerntet. Die Perücken-Flockenblume wächst auf mageren Berg- und Frischwiesen sowie in Säumen nährstoffärmerer Standorte. Langfristig kann sich die Art nur durch ein angepasstes Mahdregime, welches die späte Samenreife im September berücksichtigt, halten.


Wald-Läusekraut (Pedicularis sylvatica), in Sachsen stark gefährdet

Die Leitart steht stellvertretend für den Erfolg beim Einzelartenschutz durch Natuschutz-Wiesenpflege.

Läusekräuter (Sumpf- und Wald-Läusekraut) stehen für eine Naturschutz-Erfolgsgeschichte. Die Bestände des Wald-Läusekrautes haben sich in den letzten 20 Jahren auf den Naturschutz-Pflegeflächen im Erzgebirgskreis im Vergleich zum vorherigen Zustand deutlich erholt. Entwarnung kann aber leider keine gegeben werden: zu sehr sind dessen natürliche Standorte (extensiv genutzte Frisch- und Feuchtwiesen, feuchte Borstgrasrasen, Weg-säume) menschlichen Beeinträchtigungen unterworfen. Heute kommt die Art fast nur noch in Schutzgebieten vor.

Läusekräuter sind jährlichen Bestandsschwankungen unterworfen, was vermutlich mit ihrem Entwicklungszyklus zusammenhängt. Unabhängig davon konnte durch Wiederaufnahme einer kontinuierlichen Wiesenpflege auf Standorten mit kleinen Restpopulationen eine Ausbreitung des Wald-Läusekrautes eingeleitet werden. Von Vorteil ist dabei die Wanderfreudigkeit der Art. Samen wurden indirekt und unbeabsichtigt über die Mähgeräte nach dem Taxiprinzip in andere Gebiete transportiert. Dort konnte das Wald-Läusekraut geeignete Standorte neu erobern.

Früher wurde das Vieh mit einem Aufguss der Pflanze gegen Parasiten gewaschen, was die Namensgebung der Pflanze erklärt.


Alpen-Milchlattich (Cicerbita alpina), in Sachsen gefährdet

Die Leitart steht stellvertretend für mögliche Grenzen beim Artenschutz.

Der Alpen-Milchlattich tritt in Hochstaudenfluren der montanen bis subalpinen Lagen auf, die sich entlang von Bachläufen, Gräben, Wald- und Wegrändern ziehen. Schöne Bestände sind vor allem im Fichtelberg-Gebiet verbreitet. Hier sind es vor allem die subalpinen Hochstaudenfluren in kühlen Tälchen, entlang von Wasserzügen und feuchten Gräben, in denen die Art vorkommt. Typische Begleiter des Alpen-Milchlattichs in den Hochstaudenfluren sind weitere, teilweise sehr seltene und gefährdete Arten wie Gebirgs-Frauenfarn (Athyrium distentifolium), Platanenblättriger Hahnenfuß (Ranunculus platanifolius), Akeleiblättrige Wiesenraute (Thalictrum aquilegiifolium), Quirl-Weidenröschen (Epilobium alpestre) u.a.

Eine jährliche Pflege ist nicht unbedingt erforderlich zum Erhalt der Hochstaudenfluren. Meist werden sie nur in größeren zeitlichen (dreijährigen) Abständen in den Mahdturnus einbezogen. So wird eine zunehmende Verdrängung der Hochstaudenflur durch Gebüsche unterbunden. Gehölzsukzession scheint aber nicht die Ursache des Rückgangs der Art zu sein. Es wird eine Abhängigkeit der Vorkommen subalpiner Arten von den Begleiterscheinungen des Klimawandels diskutiert.

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