Bernsbacher Raum
Der Bernsbacher Raum ist ein größerer Offenlandkomplex im Quellgebiet des Kuttenbaches nordöstlich von (Lauter-) Bernsbach. Es handelt sich um ein struktur- und artenreiches Wiesen- und Sumpfgebiet, das durch verschiedene Wald- und Forstbestände komplett umgeben ist und damit sehr abgeschirmt liegt. Berg-Mähwiesen, Waldsimsenriede, Seggen- und Binsensümpfe, Zwischenmoor-Abschnitte, Feuchtgebüsche und Gehölzgruppen sind typisch für die Quellmulde. Als lokale Besonderheit sind auf einer Teilfläche im oberen Teil dichte Bulte und Polster des Widertonmooses (Polytrichum div. spec.) zu nennen.
Der Offenlandkomplex ist ein Eldorado für verschiedene Wiesenvögel. Neben dem Wachtelkönig (Crex crex) sind es vor allem Neuntöter (Lanius collurio) und Baumpieper (Anthus trivialis), die solche Strukturen schätzen. In den Wiesen, Sümpfen und Zwischenmoorabschnitten sind Fuchs' und Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii et majalis), Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium), Wald- und Sumpf-Läusekraut (Pedicularis sylvatica et palustris), Echtes Fettkraut (Pinguicula vulgaris) sowie Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris) anzutreffen.
Das zu DDR-Zeiten stark überdüngte Weidegebiet lag um 1990 z.T. brach, Einzelflächen wurden noch intensiv mit Rindern beweidet. Orchideen waren dadurch fast keine mehr im Gebiet beheimatet. Seit der regelmäßigen Pflege ab dem Jahr 1991 durch den damaligen Naturschutzstützpunkt Zwönitz (jetzt Naturschutzzentrum Erzgebirge gGmbH) konnten sich die Orchideen-Bestände erholen. Heute gehören sie wieder zur typischen Vegetation des Bernsbacher Raumes.
Wachtelkönig
(Crex crex)
Obwohl „König“ ist Crex crex ein optisch eher unauffälliger Vogel ohne royale Garderobe. Zu Gesicht bekommt man ihn auch selten. Dafür ist schon mal sein typisch knarrender Ruf aus dem feuchten Wiesengrund zu vernehmen. Der ist in der Dämmerung und Nacht weithin hörbar. Durch den starken Rückgang seines Lebensraums hat die Art es bis in die Liste der EU-Vogelschutzrichtlinie „geschafft“.
Impressionen aus der Anfangszeit der Wiesenpflege im Bernsbacher Raum in den 1990er Jahren
Auch wir mussten anfangs manchmal „Lehrgeld“ zahlen. Der versunkene Traktor blieb aber glücklicherweise ein einmaliges Ereignis. Auf den Nassstandorten erfolgt die Beräumung über das geländetaugliche „Eiserne Pferd“. Bodenverwundungen durch Befahren werden dadurch weitestgehend vermieden. Damit werden auch die Bestände des Sumpf-Herzblattes (Parnassia palustris) geschont. Die in Sachsen stark gefährdete Art wächst in den Moorwiesen des Bernsbacher Raumes und ist eines der wenigen Vorkommen im Erzgebirgskreis.
Mahd schafft Überlebens-Raum für Flora und Fauna
Die Mahd des Bernsbacher Raumes wird vom Naturschutzzentrum Erzgebirge als Staffelmahd durchgeführt. Dazu wird das Gebiet mehrfach zwischen Juli bis Oktober angefahren. Die späten Mahdtermine erfolgen nach der Samenreife spätblühender Arten, um deren Aussamen zu gewährleisten. Bei der Pflege kommen AEBI-Mähtrac und Einachsmäher mit Doppelmessermähwerk zum Einsatz. Trotz des etwas gefährlich anmutenden Namens ist der Neuntöter (Lanius collurio) völlig harmlos. Außer für seine Beutetiere, die spießt er schon mal in Vorratshaltung auf Dornen und Stacheln. Der Neuntöter bevorzugt mit Gehölzen gegliederte Wiesenbereiche, welche heute immer seltener werden. Der Bernsbacher Raum scheint ihm zuzusagen.